Sowohl Aphroe als auch Masta Ace haben seit gefühlten Ewigkeiten keine „wirklich eigene“ Soloplatte veröffentlicht, kaum zu glauben wenn man am Donnerstag Abend im Speakeasy dabei war. Geschätzte 300 Leuten waren in den Innenstadtclub gekommen um die Frontmänner von der RAG und eMC zu sehen. Die Erwartungen waren hoch…
… zurecht! Man durfte 2 vollwertige Konzerte erwarten mit jeder Menge Klassiker von Akteuren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Man war also gespannt, wie der Abend verlaufen würde…
Die ersten Gäste trudelten bereits zur Einlasszeit um halb neun ein um sich die restlichen Karten an der Abendkasse zu sichern. Die Letzten kamen kurz vor Anpfiff gegen 10. Insgesamt kamen viele Mittdreißiger ins Speakeasy. Aber auch Schüler wollten die Jungs, die zumeist Ihre Wurzeln in der Golden Era haben, sehen und feiern. Es war also angerichtet.
Mirko Machine kam an die Decks, nachdem er seine obligatorische Pizza im Hinterzimmer verschlungen hat. Gut drauf, auch wenn sein Mikro zu Anfangs nicht so wollte, feuerte er die ersten Soulklassiker ins Gedränge. Huldigte James Brown, der an diesem Tage 79 geworden wäre und kam natürlich auch an seinen Gangstarr Platten nicht vorbei. Klassiker wurden auf den Plattentellern serviert… bis ATCQs Excursions auflag – der Beat setzte ein, aber es war es nicht Q-Tips Stimme, die aus den Boxen drang, sondern Aphroes. Und nach 4 Zeilen kam dann auch der kleine Mann in voller Größe unter dickem Applaus auf die Bühne.
Natürlich spielten die beiden viel Zeug der „90“ Platte – darunter beispielsweise „Der Beste Wird Gehen“, welcher beim Publikum extrem gut ankam. Im Zuge dessen nochmal an Galla zu erinnern und einige RAG Sachen auszupacken war aber natürlich fast noch feiner. Bei „Westwinde“ oder „Kopfsteinpflaster“ kam dem Aphroe mehr entgegen als nur die Hookline – ob die Textsicherheit der Anwesenden vor der Bühne aber wirklich Gänsehaut bei Aphroe ausgelöst hat, kann man aufgrund größerer Gigs in der Vergangenheit fast nicht glauben 😉
Generell war Aphroe aber mehr was für die Zuhörer im Publikum, denn verwinkelte Texte gepaart mit ausgefeiltem Können sind nicht unbedingt was für die Partygäste. Trotzdem wurden Sachen wie „Prahlen nach Zahlen“, wenn auch mehr innerlich, gefeiert. Auch Mirko konnte man nicht so beklatschen – man merkte einfach, dass er nicht für alle Produktionen verantwortlich war – sein Alleingang allerdings entschädigte mal wieder – derbe Skills.
Die Zugabe der Beiden war etwas verpeilt. Runter von der Bühne, nein, dann doch und eigentlich weg, doch nicht… lustig anzusehen, aber wenn dann der geforderte Track „Suchtkrank“ doch noch gespielt wird, ist ja alles wieder in Ordnung. Der wurde auch nochmal extremst mitgeträllert, kaum zu glauben, dass Aphroe sich überlegt hat den nicht mit auf die Platte zu nehmen 😉
Um halb elf wurde es Zeit für den zweiten Part. An Stelle von Masta Ace kam aber Wordsworth auf die Bühne. Egal, der Mann ist direkt angekommen. Liefert vom Start weg ohne Einleitung einen Freestyle und verbreitet dermaßen Energie wie selten ein Künstler. Egal ob auf der Bühne oder auf seinem Weg durch die Crowd, der Mann ist on Fire. Fast durchweg nur unbekanntes Zeug von seiner neuen Platte, die am 12. Juni erscheint. An das Datum kann sich sicher jeder der Anwesenden erinnern – Wordsworth baute es als Chorus in einen Track ein 😀
Bevor er nach 30 Minuten Masta Ace die Bühne überließ, sorgte er mit einem letzten Freestyle nochmal für Stimmung. Alle Mädels in Sichtweite wurden angetanzt und mit Komplimenten überhäuft. Wenn jetzt Schluß wäre, hätte eigentlich nichts gefehlt…
…wenn man die kommenden 100 Minuten aber erlebt hat, revidiert man die Meinung wieder ganz schnell 😉 Masta Ace mit Backpack betrat die Bühne. Im Gepäck hatte er Strickland und Marco Polo. Scheiß auf die müden Knochen denken sich viele im Puplikum, bzw. man kann sich eh nicht halten. Die neuen Tracks für das ebenfalls für Sommer angekündigte Album reißen mit. Als etwas später auch Wordsworth wieder die Bühne betritt und die eMC Crew fast vervollständigt, ist letztlich alles am brennen.
Jetzt werden auch immer wieder Klassiker wie „Beautiful“ und „Brooklyn Masala“ dazwischen gehauen – hat man zwar schon oft gehört, aber satt hat man die irgendwie nie… alles ist am Hände heben, Kopf nicken oder springen. Die Jungs lassen aber auch nicht locker und sprechen einem aus der Seele, egal ob es um die Plattenindustrie oder alte HipHop Legenden geht. Masta Ace typisch werden auch Tracks anderer HipHop und Soul Veteranen gespielt und gleichzeitig verehrt. Das rundet dieses HipHop Fest einfach ab.
Auch bei den Jungs von Übersee war die Zugabe etwas verplant. Irgendwie schien man sich sicher die Menge in Grund und Boden gespielt zu haben – das Speakeasy forderte aber vehement nochmal „Rollin‘ On Chrome“ – so kamen die Jungs nochmal auf die Bühne, man besprach sich… und hatte doch keine Wahl 😉
Gegen kurz vor 2 war dann wirklich Schluß. Alle Beteiligten, sowohl Künstler als auch Fans, schienen zufrieden mit dem Abend und waren auch noch einige Zeit da. Bereitwillig wurde im Speakeasy (im übrigen der perfekte Gastgeber für den Gig) noch alles signiert und Props entgegengenommen 😉 aber über Aphroes Releasetermin für seine eigentliche Platte zu sprechen wäre natürlich ein Kavaliersdelikt gewesen…
Fazit: Egal für was eMC nun wirklich steht: „Experts Making Classics “ oder „Excellent Mic Controllers“ – es stand auf jeden Fall für den Abend und diese Künstler. Egal ob Mirko Machine, Aphroe, Wordsworth, Strick, Marco Polo oder natürlich Masta Ace, es traf auf alle zu und dafür gilt es sich zu bedanken. Fast 4 Stunden wurde feinster HipHop in allen Facetten zelebriert. Im Nachhinein wünscht man sich den Abend als Playlist für den Player seiner Wahl – obwohl man genau weiß, dass der Abend auch extrem von der Atmosphäre, die die Jungs verbreitet haben, gelebt hat. Insgesamt bleibt wohl nur das: Wer es verpasst hat, ist selbst schuld – wir haben es euch gesagt. Glaubt ihr nicht, checkt die Bilder unter „fab on tour“ und ihr könnt es erahnen 😉
Offene Zeile an Aphroe: So sehr das „90“ Ding eingeschlagen hat, wir wollen lieber deine neue Platte als den zweiten Teil von 90 (Gerüchte). Ich wünsche dir den Mut, dass Ding endlich herauszubringen… „Weisst Du? Es kann nicht laufen, wie’s jeder gern hätt‘! Das Rezept, das jedem schmeckt, ein zweischneidiges Messerset!“ (RAG, Pro & Contra)